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Keith Jarrett: The Köln Concert

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Keith Jarrett: The Köln Concert

Klavierbau Kalscheuer Mönchengladbach
Veröffentlicht von Heinz J. Kalscheuer in Musik, CD, Album, LP · Freitag 24 Jan 2025 · Lesezeit 3:00
Tags: KeithJarrettKölnConcertjazzliveperformanceimprovisationpianomusichistoryconcertreviewclassicalinfluenceiconicrecordings
Von ECM in 150 Stück Auflage herausgebracht.
Der Flügel beim "Köln Concert"

Immer wieder wird von einem Schrottflügel oder einem schlechten bzw. falschen Flügel erzählt in Zusammenhang mit diesem Konzert. Aber kann das wirklich stimmen? Meine Einschätzung zur Legendenbildung.

1. Der Klavierbauer(meister)
Das Konzert fand an einem Freitag statt. Also gehen wir davon aus, dass der Stimmer/Techniker für diesen Tag bestellt wurde. Der Kollege hat sicher keinen Schrotthaufen vorgefunden, der nicht konzerttauglich war: Er hätte mit der Veranstalterin Rücksprache gehalten, dass das Instrument in diesem Zustand nicht benutzt werden kann. So aber können diese hervorragende Klavierstimmung und Intonation, die auf der Platte zu hören sind, kein Zufall sein. Wäre die Substanz des Instruments so schlecht gewesen, hätte der Stimmer diese hochqualitative Arbeit nicht leisten können.

2. Die Mechanik
Sollte es sich um ein viel benutztes, aber schlecht gewartetes Piano handeln, dann hätten die Hammerköpfe starke Einschläge gehabt, die Mechanik wäre desolat und ungleichmäßig, die Tastatur uneben, die Auslösung und Repetition aus dem Lot. Das alles hat dramatische Auswirkungen auf Klang und Spielbarkeit. In diesem Fall hätten die Hammerköpfe überarbeitet werden müssen, ja die Mechanik wäre teilzerlegt worden; und das alles hätte die junge Frau Brandes auch bezahlen müssen. So eine Arbeit nähme darüber hinaus auch einige Stunden in Anspruch. Da Keith aber spät in Köln ankam, kann das alles nicht so relevant gewesen sein. Denn was hören wir auf der LP: Perlende Läufe, gleichmäßigen Zusammenklang von den tiefen bis in die hohen Lagen, atemberaubend sauber ausklingende Akkorde! An keiner Stelle der Aufnahme spürt man, dass Keith Jarrett sich hier wegen des Bösendorfers musikalisch eingeschränkt fühlt. Das Instrument war rundum perfekt vorbereitet.

3. Das Pedal
Wäre die Pedalanlage nicht in Ordnung gewesen, hätte es der Klavierbauer nur mit erheblichem Aufwand richten können. Quietschen oder Knarren kann an vielen Stellen auftreten und es bedarf einiges an Erfahrung, um das abzustellen. Ebenso ist das gleichmäßige Abheben bzw. Aufsetzen der Dämpfer existenziell für eine ausgeglichene Spielbarkeit und auch den Klang. Besonders in Part II a rückt das Pedal in den Mittelpunkt, als Jarrett die Akkorde lange ausklingen lässt. Und das laute Klacken ist ein Stilmittel, bei dem er den Fuß vom Pedal rutschen lässt, und kein Fehler.

4. Die Größe des Flügels
Das Foto auf dem Plattencover zeigt Jarrett übrigens an einem Steinway und deshalb nicht beim Köln Concert.

Nun, es war der falsche Flügel. Sicher sollte der Bösendorfer 290 "Imperial" auf der Bühne stehen - die Oper Köln verfügt bestimmt über einige sehr gute Klaviere. Hier aber ist es zu einer Verwechslung beim Bühnenaufbau gekommen. Mutmaßlich handelt es sich beim Konzert um das Modell 200, wohl eher nicht um den 225er, denn der hat doch mehr Energie und wäre von Jarrett sicher nicht verweigert worden.

5. Mein Fazit
Trotz alledem ist die Qualität des benutzen Klaviers über alle Zweifel erhaben, kann der Flügel weder alt noch schlecht gewesen sein. Denn der gleichmäßige Klang, sowohl in ppp wie fff, die glockige, perfekte Intonation und auch die fehlerlos arbeitende Dämpfung und das präzise Pedal sind Zeugnis eines hochwertigen, klanglich einwandfreien Meisterstücks. Und der Stimmer hat hörbar erstklassige Arbeit geleistet. Erst im vierten Teil (Part II c) des Konzerts sind leichte Schwebungen zu hören, die Jarretts kräftigem Anschlag Tribut zollen. Oder glauben Sie wirklich, Jarrett und Eicher hätten jemals eine schlecht klingende Platte veröffentlicht?


Klavierbau Kalscheuer
Waldhausener Str. 213
41061 Mönchengladbach
(0 21 61) 95 20 00

Öffnungszeiten
Samstags von 10 - 13 Uhr
Montags bis Freitags
nur nach Voranmeldung

Aktualisiert: 18.05.2025

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